Alfa Romeo Berlina 1750
Bestia Verde

Ca. 145PS, 2,0L Baujahr 1968, Laufleistung und Halter unbekannt

Als bekennender Alfisti war ich auf der Suche nach einem weiteren Alfa Romeo, der gerne etwas sportlicher sein durfte. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, einen Oldtimer als Sport-/Rennwagen einzusetzen im Rahmen von historischen Rennen. Marco Wimmer veranstaltet jedes Jahr Pista & Piloti, es gibt die bekannten Klassikerrennen auf dem Hockenheimring oder Nürburgring, aber auch underground Rennen, wie das Akademische, das jeweils im November auf den Hockenheimring veranstaltet wird.
Eigentlich hatte ich mir hierzu den roten Porsche 944 gekauft, aber zum einen ist das noch kein „richtiger“ Oldtimer, zum anderen stand und steht noch viel Arbeit an, bis er fertig wird. Also suchte ich etwas älteres und bereits fertig gestelltes.

So stieß ich auf mobile.de auf ein Angebot von Georg Hilger aus Köln. Eine grüne Berlina, sah klasse aus, aber irgendwie wurde ich nicht schlau aus der Anzeige. Ich rief also an, aber am Telefon wurde ich auch nicht wirklich schlauer. Herr Hilger meinte, ich soll einfach vorbei kommen und das Auto erleben. Nach einem Gerichtstermin am AG Köln fuhr ich also bei ihm vorbei. Das Geschäft befindet sich versteckt in einem Hinterhofareal, aber auf dem Hof angelangt, geht einem sofort das Herz auf. Es standen ein Montreal, ein R4, ein Alfasud, ein Spider, ein 911 G-Modell und noch weitere abgedeckte Schätzchen herum. Ich ging die Rampe runter ins Untergeschoss des Lagerkomplexes und ich landete in der heiligen Halle von Georg Hilger. „Meine“ Berlina stand schon auf einer Hebebühne, umringt von zahlreichen Giulias, Junior, GTV, Berlinas und Suds. Zudem zahlreiche Dekoartikel und Teile, die mich an ein Museum erinnert haben.
Herr Hilger erklärte mir die Berlina. Es ist eine 1750er Karosserie, Motor, Getriebe und Bremse sind von einer 2000er Berlina, ebenso der komplette Vorderwagen, der neu lackiert war, der Rest wies wenig Rost, dafür viel Patina auf. Innen waren 2 historische Sportschalensitze verbaut, ein Momo Lenkrad, die Rückbank war ausgebaut, dafür ein historischer Verbandskasten, eine Ölkistenhalterung und eine Halterung für ein Radkreuz verbaut. Der Himmel und die Türen waren mit schwarzem gelochten MB Kunstleder ausgekleidet und es waren historische Rial Felgen verbaut. Besonders stolz war Herr Hilger auf die beiden neuen Dellorto Vergaser, die Luft aus dem ausgeräumten Luftfilter atmen konnten und deren Abgase durch ein langes Rohr nach draußen gelangten. Ich bin nur kurz Probe gefahren, denn bereits nach dem Starten des Motors war mir klar, den Alfa Racer muss ich haben. Zudem schaltete sich die Berlina sehr sauber, der Motor zog sehr gut durch und sie bremste sogar spürbar; wie ich auf der Rennstrecke feststellte erst richtig gut mit viel Pedaldruck und hohen Temperaturen. Die Berlina war so liebevoll aufgebaut und dabei doch so unvollkommen, dass sie sofort mein Herz erobert hat, womit es allerdings ein Alfa ohnehin nicht schwer bei mir hat.

Wir waren uns schnell einig, ich bat um die Originalinnenausstattung und konnte günstig ein Holzlenkrad aus einem 1750er Veloce dazu erwerben. TÜV sollte er noch bekommen, wovor ich angesichts der Umbauten zu großen Respekt hatte. Eine Woche später konnte ich meine bestia verde, die nun auch noch mit meiner Lieblingsstartnummer versehen war und ein paar zusätzliche Folierungen erhalten hat, mit dem Hänger abholen bei schönstem Sonnenschein. Leider lief sie nicht richtig. Herr Hilger stellte noch schnell die Vergaser neu ein, zog ein paar Schrauben nach, klopfte hier und da, zog erst den einen, dann den anderen Zündkerzenstecker und gab mir am Ende noch 4 NGK Kerzen mit, verbunden mit der Warnung, niemals andere zu verwenden. Er zeigte mir noch schnell, wie ich die Vergasen einstellen und welche Schrauben ich wie weit nachziehen müsste. 

Hatte es bereits nach ein paar Sekunden wieder vergessen. Ich war zu berauscht vom Sound des Motors und der Auspuffanlage selbst im Stand. Der Motor ist auf jeden Fall sehr fett eingestellt, springt grundsätzlich ohne Choke an und blubbert im Standgas bei ca. 500 U/Min herum.
Die Berlina fährt sich sehr direkt und ist, wo sie auftaucht, ein Publikumsmagnet. Kaum ein Italiener, der nicht hinsieht. Die Pizzaproduktion bei meinem Lieblingsitaliener musste beim ersten Besuch für 10 Minuten eingestellt werden, weil jeder die Berlina sehen wollte, nachdem sie sie gehört hatten.
Bislang war ich einmal mit ihr auf der Rennstrecke. Das Erlebnis habe ich unter Race geschildert.
Die bestia verde ist ein ehrliches und sympathisches Fahrzeug mit Rennsportansätzen und hält stolz das Grün der Tricolore hoch neben dem Rot meiner anderen Alfas.