PORSCHE 944
SERIE 1
HG P 944 H

DATEN:
EZ: 12.05.1983, 163PS, 2449ccm, Titanmetallic, Targa, Laufleistung 151000km, 
2 Vorbesitzer
Mein erster Transaxle

Nach reiflicher Überlegung und Recherche auf den einschlägigen Internetplattformen, im PFF und in Fachliteratur habe ich mich entschlossen, einen Porsche 944 als ersten Porsche Oldtimer anzuschaffen. Ich war seit frühester Jugend angetan von dem großen Bruder des Porsche 924 bzw. des kleinen Bruders des 928er. Eine gute Bekannte meines Onkels fuhr damals einen weißen Porsche 944 mit schwarz/weißem Paschasitzbezug. So einen Bezug sollte meiner auch haben, bei der Außenfarbe war ich offen.

Der Porsche 944 ist ein Fahrzeug aus dem Hause Porsche und keine VW/Audi/Porsche Kombination, wie der 924er, in dem noch einen Audimotor verbaut wurde. Im 944 wurde der halbe V8 Motor des Porsche 928 verbaut und leistete in der ersten Serie ohne KAT in der Europaversion 163PS. Die Karosserie stammt vom Porsche 924 GTS, der Rennsportversion des braven 924, mit einer durch die Transaxle-Bauweise bedingten idealen Gewichtsverteilung von 50/50. 

Natürlich sind auch am Porsche 944 Teile aus dem VW-Konzern verbaut, so zum Beispiel die Türgriffe aus dem VW Golf. Aber es handelt sich bei dem Porsche 944 um eine eigenständige Porscheentwicklung, die sich über 160000 Mal verkauft hat und somit in den schweren 90er Jahren das Überleben der Marke Porsche gesichert hat.

Ich habe über 3 Monate ca. 10 Fahrzeuge auf mobile.de beobachtet. Kaum einer ging weg, insbesondere die Hochpreisigen standen wie Blei. Mir fiel einer in Wiesbaden auf, die Farbe war selten, mit in Wagenfarbe lackierten Fuchsfelgen. Die Beschreibung war etwas hölzern, die Fotos nicht perfekt. Aber die lange Liste von durchgeführten Arbeiten ließen mich neugierig werden. Irgendwann überwiegte meine Neugierde und ich mailte den Verkäufer an. Es entwickelte sich ein sehr netter Kontakt. Der Verkäufer war Jurastudent in seinem Doktorjahr und sein Vater hatte ihm den Porsche 2010 zum Ausgleich für das schwere Studium gekauft. Als Rechtsanwalt konnte ich das gut nachvollziehen. In der Garage des Vaters standen noch eine Corvette Z6 und ein Porsche 964 Cabrio, ganz in der Ecke noch ein Morgan+8. Er verstand etwas von Autos. Der Verkäufer hat den 944er sehr sorgfältig, nahezu akribisch gepflegt und Instand gehalten. Einzig der Zahnriemen muss neu. Ich habe das Fahrzeug mit meinem Bruder, der über großen Sachverstand verfügt und meinem Profilackschichtenmessgerät umfassend begutachtet. Ich habe keinen Unfallschaden oder versteckte Spachtelorgien entdecken können, Dafür mit Klarwachs behandelte Bleche, originale Schweißpunkte, neue Muttern und Schrauben, die mit gelber Farbe markiert wurden. So etwas Sauberes habe ich noch nicht gesehen. Die Probefahrt war für mich eine neue Erfahrung, war es doch der erste Porsche Oldtimer, den ich live fahren durfte. Mein Cayman S 987 und auch der 997er Cabrio vermitteln sehr gut das Gefühl puristischen Fahrens, aber der 944er war nochmal etwas anderes. Der Lack war super, wurde einmal von einem Fachbetrieb erneuert, die Innenausstattung war makellos, bis auf den obligatorischen Riss im Beifahrersitz. Aber ein Kollege aus dem PFF hat mir mit Originalstoff ausgeholfen.

Zur Historie: der Erstbesitzer, ein Frisör aus Offenbach, der den 944er bei Otto Glöckler in Frankfurt bestellt hat, hat alles angekreuzt, was die Zubehörliste damals hergab, also die sprichwörtliche Vollausstattung.

Klima hat er nicht, die wurde erst später angeboten, hätte aber auf das neue Kältemittel umgerüstet werden müssen. Glücklicherweise wurde das H-Gutachten nach Ausbau des nachträglich eingebauten KAT in Auftrag gegeben, so dass dieser heute nicht mehr stört. Nach 27 Jahren hat er den 944er gegen einen Mercedes SL eingetauscht. Welch ein Glück für meinen Vorbesitzer und mich und natürlich für den Porsche 944, der in der letzten Zeit nur noch in freien Werkstätten gewartet wurde. Das Fahrzeug befindet sich nun aber in einem makellosen 

Zustand und wurde mit einem Aufwand Instand gehalten, der heute nicht mehr bezahlbar wäre. Das PZ Oberursel hat nach gründlicher Durchsicht (Classic Card war obligatorisch) nur festgestellt, dass eine Bremsleitung zu eng verlegt und der Auspuffendtopf zu nahe am Bodenblech montiert wurde. Beides wurde korrigiert. Die neuen Reifen von Michelin, dank des Porsche Club Rhein/Main um 10% reduziert, werden Anfang Mai 2018 montiert und die erste Oldtimerrallye wird er am 1.7.2018 mit Start im Bad Homburger Kurpark hoffentlich ohne Probleme absolvieren.
Was ein schönes Fahrzeug mit belegbarer, schöner und fortschreibbarer Historie. Ach ja, am 9.5.2018 bekommt er nach 7 Jahren, aber nur 10000km im PZ Oberursel neue Zahnriemen; Rollen und Wasserpumpe sind noch top und werden daher nicht gewechselt. Und dann steht den nächsten Jahren mit hoffentlich unbeschwerten Ausfahrten nichts entgegen. Den Reflex, die Mundwinkel nach oben zu ziehen, löst er jedenfalls bei mir immer und bei den Mitmenschen immer häufiger aus. So soll das sein!