Abarth 124 Spider

170PS, 1,4L Motor, Bj.2016

An einem kühlen Novembertag habe ich mich mit meinem Alfa/Jeep/Fiat Händler getroffen, der mir angeboten hatte, einige Dekoartikel aus seinem alten Autohaus zu erhalten, die dem CI des neuen, viel schöneren und größeren nicht mehr entsprachen. Da lasse ich mich natürlich nicht zweimal fragen. Als ich auf den leeren Parkplatz fuhr, standen dort nur noch eine Handvoll Fiat 500 und, wie ich aus dem Augenwinkel sah, ein Fiat 124 Spider. Rot, ein wenig getuned. Ich dachte nicht im Traum dran, dass es sich um einen der seltenen Abarth handeln würde. Nachdem ich mir einige Werbeschilder und Logos ausgesucht hatte, fragte ich Herrn C nach dem Fiat Spider da auf dem Parkplatz. Er wies mich darauf hin, dass es sich um einen Abarth handeln würde, 1. Hand, erst 12000km gelaufen, 2 Jahre alt und sein jetziger Halter musste ihn für einen Jeep Compass wegen Nachwuchs abgeben. Des einen Freud, des anderen noch größere Freud. 

Leider sei so ein Fahrzeug im Herbst/Winter nur schwer zu verkaufen, aber er wollte einige Sammler aus seinem Bekanntenkreis anrufen, da er -wie auch ich- der Meinung sei, dass es sich bei dem Fahrzeug in der Farbkombination und dem Zustand, um einen Keeper handeln würde. Der Preis, den er mir nannte, war fair, also habe ich ca. 15 Sekunden überlegt und den Abarth per Handschlag gekauft und eine Woche später im neuen Alfa/Jeep/Fiat von Herrn C abgeholt.

Warum war ich so sicher, dass mir der kleine Spass machen würde?

Zum einen kenne ich ja den kleinen Bruder, der auf Mallorca sehr viel Fahrspaß vermittelt, zum anderen seht die Fotos und nochmal zum anderen hatten und haben Abarth Fahrzeuge den Ruf, sehr sportliche Automobile zu sein, mit einer lebendigen, quirligen italienischen Seele, obwohl der Firmengründer und Namensgeber ja eigentlich aus Österreich stammt und als Karl Abarth in Wien geboren wurde.
Abarth war Rennfahrer und Mechaniker und hat mit einem Investor die insolvente Automobilfirma Cisitalia erworben. Da der Betrieb zunächst in Bologna, später in Turin beheimatet war, lag es nahe, mit Fiat zusammen zu arbeiten und sowohl deren Fahrzeuge für den Rennsport vorzubereiten, als auch, teilweise auf Fiat, Simca und Alfa Romeo Basis, sehr erfolgreiche Kleinserien zu bauen und sie im Rennsport einzusetzen. Kurz vor seinem Tod hatte der im Sternzeichen des Scorpion geborene Abarth sein Unternehmen dann an Fiat verkauft. Seitdem brachte Fiat in Eigenregie regelmäßig Butter und Brot Modelle als sportliche Fiat Abarth, später wieder unter dem Eigennamen Abarth auf den Markt. Man denke an die „sagenumwobenen“ Fiat Modelle Ritmo Abarth und Punto Abarth. Erst mit dem neu aufgelegten Fiat 500 kamen wieder eigenständige Abarthmodelle auf den Markt, die sehr beliebt sind und den legendären Ruf von getunten Abarthfahrzeugen wieder aufleben ließen. Das letzte, leider mittlerweile wieder eingestellte Modell aufgrund Auslaufens des Vertrages mit Mazda, war der Abarth 124 Spider. Dieses Fahrzeug hat eine lange und erfolgreiche Historie als Rallyefahrzeug, daher auch die Kriegsbemalung mit der mattschwarzen Motorhaube, die den Fahrer vor Spiegelungen schützen soll. Umso glücklicher bin ich, noch ein letztes Exemplar, wenn auch nicht neu, dennoch neuwertig erworben zu haben.

Der kleine Giftzwerg bietet ganz viel Folklore und bereitet jede Menge Fahrspaß, ist war nicht einfach zu fahren, da der Turbopunch ordentlich die Hinterräder be- und überlastet und das Fahrzeug leicht zum Ausbrechen bringt. Aber für eine perfekte Straßenlage und Traktion habe ich ja meine Porsche. Der Spider berührt einen mitten im Hern und Hirn und ist verantwortlich dafür, dass parallel zu jedem Gasstoß jede Menge Endorphine ausgeschüttet werden und unwillkürlich ein immer breiteres Grinsen im Gesicht entsteht. Wie Abarth die 4flutige Monzaauspuffanlage zugelassen bekommen hat, bleibt mit ein Rätsel, ringt mir aber bei jeder Fahrt große Dankbarkeit ab. 

Der Innenraum entspricht dem des Fiat 124 Spider beziehungsweise des Mazda MX5, dessen Teile er sich bedient. Es befinden sich aber an zahlreichen Stellen individuelle Abarth Reminiszenzen, wie die Grafik im Bildschirm nach jedem Start, der rote Tacho, der roten 12-Uhr-Markierung, jeder Menge Alcantara und mehrere Scorpione im und am Fahrzeug.

Die Bremsanlage stammt, wen wundert es, von Brembo und kann richtig viel, lange und jederzeit, da die Bremsanlage mit dem nur ca. 1100kg schweren Spider wenig Mühe hat. So hat man jederzeit auch das Gefühl, viel schneller zu sein, als man es tatsächlich ist, was Grund dafür ist, dass der Abarth jederzeit so viel Fahrspaß bereitet. Ich freue mich auf noch viele Kilometer mit meinem kleinen Turiner Taschendieb.