Fiat 124 Spider

Ein Fahrzeug mit toller Geschichte. Der Fiat 124 Spider wurde 1966 von Sergio Pininfarina im Auftrag von Fiat entworfen und auch von Pininfarina in Turin gebaut, bis 1985 die Produktion des mehrfach veränderten und zuletzt als Europaspider ohne Fiat Segen und Logo gebauten Fahrzeugs eingestellt wurde. Seinerzeit wurde der 124 Spider als Gegenentwurf zum beliebten Alfa Romeo Spider auf den Markt gebracht und war ebenso erfolgreich wie das Mailänder Pendant (200000 Stück gebaut), allerdings mit mehr Motorsporterfolgen gesegnet, da der geniale Carlo Abarth den 124er verbessern durfte und dadurch das Fahrzeug klassisch mit schwarz lackierter Motorhaube im Rallyesport eingesetzt wurde.

Fiat hat, auf der weltweiten Retrowelle schwimmend, den 124 Spider mit sehr vielen Designelementen des alten Spider im Jahr 2015 wiederentdeckt und -erweckt. Er basierte auf der sehr erfolgreichen Basis des Mazda MX5 und wurde ausschließlich mit einem 1,4L Turbo Motor geliefert, mit 140PS in der Lusso Variante, mit 170PS in der Abarth Variante. Das Fahrzeug wurden in Hiroshima auf denselben Bändern des MX5 zusammengebaut. Dafür hat Fiat die in Turin produzierten Motoren und Getriebe per Schiff nach Japan verschifft, dort mit Mazda Karosserie, Fahrwerk und Anbauteilen zusammenfügen lassen und dann im Rumpf eines Containers zurück nach Genua verschiffen lassen. Anfangs zu teuer verkaufte sich der 124 Spider eher zurückhaltend, nach zu später Preisreduktion noch sehr gut, aber im Jahr 2019 war Schluss mit dem Retrospider aus japanischer Herstellung, da der Vertrag mit Mazda ausgelaufen war und der Kostendruck bei Fiat keine Kleinserien mehr zuließ.

Und wie kam ich auf den 124er Spider?

Mein Wunsch nach einem etwas sportlicheren und vor allem offenen Fahrzeug auf Mallorca, neben unserem Mazda CX3, wurde mit der Zeit immer größer. Zu sehr vermisste ich die schönen Meter auf den toll ausgebauten Straßen Mallorcas mit meinem Jeep Wrangler, den ich damals noch vor dem danach einsetzenden Wrangler Trend auf die Insel gebracht habe.
Anfangs war ich mir sicher, es muss ein Boxster her. Aber es gab da einige Gegenargumente. 1. Fahre keinen Porsche auf der Insel. 2. Fahre kein zu breites Auto auf der Insel. 3. Fahre ein weißes Auto auf der Insel.
Der Boxster ist ein Porsche, er ist breit und es gibt kaum Fahrzeuge in weiß auf dem Gebrauchtmarkt und ein Neufahrzeug wäre ein wenig to much.

 

 

Dann war ich irgendwann bei meinem Alfa/Jeep/Fiat Händler und da stand ein weißer 124 Spider in der Lusso Variante mit braunem Leder und Vollausstattung. Den fuhr ich kurz zur Probe und nach den ersten Kilometern war mit klar, so einer muss es sein. Mit meinen Kumpels bei einer ernsthaften Bierrunde die Farbe ausdiskutiert – weiß – auch von meiner wesentlich besseren Hälfte bevorzugt, bei meinem Händler die Verfügbarkeit gecheckt. Es war gerade einer im Containerschiff unterwegs nach Genua und daher zu einem sehr attraktiven Kurs geschossen.
Das knackige Fahrwerk, der lebendige kleine Turbomotor haben mich sofort berührt, obwohl ich von Porsche mehr Druck und Sound gewöhnt bin. Alle Autotests hatten recht, das Auto fühlt sich erheblich schneller an, als es ist. Man sitzt roadstertypisch tief, er ist hart gefedert und er geht hinten weg wie einer Ziegenherde, deren Elektrozaun ausgefallen ist. Die Sitzposition habe ich nach über 10000km noch nicht gefunden, die Lautsprecher des Bose Soundsystems in den Kopfstützen habe ich auch noch nicht wirklich gehört, die Schaltung ist etwas hakelig und nicht alle Bauteile sind nach einer Berührung noch dort, wo die Fiat Ingenieure es sich vorgestellt hatten. Aber der 124 Spider hat so unendlich viel italienisches -Fiat- Flair, diese ambitionierte Unvollkommenheit, die so gar nichts mit der Porsche Perfektion gemein hat. Herrlich. Das Verdeck kann ich tatsächlich in unter 3 Sekunden öffnen; geht auch während der Fahrt.

 

Auch den 124 Spider habe ich im Frühjahr 2018 mit der Fähre auf eigener Achse auf die Insel gebracht. Der Spider passt, wie erwartet, mit seinem mediterranen Flair hervorragend nach Mallorca. Sowohl das Brötchen holen beim Bäcker in Porto Colom, als auch Touren über die Insel oder Shoppen in Palma machen gleichermaßen Spaß. Er ist schmal genug für die teilweise sehr schmalen Straßen Mallorcas, er dreht lebendig aus jeder Spitzkehre hoch und man erlebt die Natur ungefiltert, da jederzeit präsent und hat immer das Gefühl, schneller zu sein, als man ist. Wenn das mal nichts ist!

Und eine Beauty ist der 124 Spider ohnehin, da gibt es eigentlich keine zwei Meinungen.